Artenschutz ist eine Hauptaufgabe der Tiergärten
Neben Erholung, Bildung und Forschung gehört der Natur- und Artenschutz zu den wichtigsten Gebieten, auf denen sich Zoos aller Größenordnungen heute engagieren. Als Leitfaden dient der weltweiten Zoogemeinschaft die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutz-Strategie, die inzwischen in dritter Fassung vorliegt.
1993
2005
2015
Erhaltungszucht ist unser größter Beitrag
Nur eine kontinuierliche Nachzucht auf breiter Basis kann den Erhalt demographisch gesunder Reserve-Populationen in Menschenhand garantieren. Der Tiergarten Bernburg beteiligt sich mit folgenden Arten der Roten Liste an der Erhaltungszucht:
Lisztäffchen (Saguinus oedipus)
Bisher als stark bedroht geführt, wird das Lisztäffchen inzwischen sogar als kritisch bedroht betrachtet. Nicht mehr als 2.000 geschlechtsreife Individuen leben noch in den Wäldern Nordwestkolumbiens. Ihre Population schrumpft weiterhin besorgniserregend.
Katta (Lemur catta)
Hauptbedrohung ist der Verlust von Lebensraum. In manchen Gebieten werden Kattas jedoch auch noch als Nahrung gejagt bzw. gefangen, um sie als Heimtiere zu halten.
Sakaramy-Hechtling (Pachypanchax sakaramyi)
Der namensgebende Lebensraum des Sakaramy-Hechtlings, nämlich der Sakaramy-Fluss im Norden Madagaskars wurde zugunsten der Bewässerung von Feldern im Oberlauf weitgehend trockengelegt. 2001 bei Joffreyville gesichtete Sakaramy-Hechtlinge, die in Pfützen lebten, die aufgrund einer undichten Wasserleitung entstanden waren, wurden längere Zeit für die letzten ihrer Art gehalten. Erfreulicherweise konnte der Sakaramy-Hechtling inzwischen auch im Antsakoabe-Fluss nachgewiesen werden. Zwei weitere Vorkommen werden vermutet.
Südlicher Gepard (Acinonyx jubatus jubatus)
Unter den insgesamt höchstens noch 10.000 frei lebenden, geschlechtsreifen Geparden ist die südliche Unterart mit ca. 4.500 Individuen am stärksten vertreten.
Heute besiedelt der Gepard nur noch ein Bruchteil seines historischen Verbreitungsgebietes. Die Bestände nehmen weiterhin ab.
Innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für den Südlichen Gepard arbeitet der Tiergarten Bernburg eng mit dem sehr erfolgreichen Allwetterzoo Münster zusammen.
Wisent (Bison bonasus)
Der Wisent gehört zu denjenigen Tieraten, die in der Natur bereits vollständig ausgerottet waren. Dass die Art heute überhaupt noch existiert, ist allein der Erhaltungszucht in Menschenhand zu verdanken.
Da alle überlebenden Tiere auf ganze 13 Vorfahren zurückgingen, wurde zur besseren Koordinierung der Nachzucht ab 1923 ein Internationales Zuchtbuch eingerichtet, das erste für eine Wildtierart überhaupt.
Der Wisent wird heute in zwei getrennten Linien bewahrt. Die L-Linie geht ausschließlich auf Flachlandwisente zurück, während die LC-Linie einen Kaukasus-Wisent als Vorfahren einschließt. Beide Linien wurden geographisch voneinander getrennt in Reservaten wiederangesiedelt.
Im Tiergarten Bernburg leben Vertreter der LC-Linie. Alle sind mit genauen Angaben zur Abstammung im Internationalen Zuchtbuch für den Wisent registriert.
Humboldt-Pinguin (Spheniscus humboldti)
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpft der Bestand an Humboldt-Pinguinen. Zusätzlich ist die Individuenzahl durch den Einfluss des periodischen Wetterphänomens ENSO (El Niño-Southern Oscillation) erheblichen Schwankungen unterworfen.
Wenn die Art nicht innerhalb der nächsten 100 Jahre aussterben soll, sind große Schutzanstrengungen nötig. Dazu gehören Sicherung der Brutkolonien, Schonung der Nahrungsgründe und Reinhaltung der Meere. Der Verein Sphenisco engagiert sich erfolgreich auf diesem Gebiet und wird dabei vom Tiergarten Bernburg unterstützt.
Palawan-Pfaufasan (Polyplectron napoleonis)
Der Palawan-Pfaufasan besitzt ein kleines, stark fragmentiertes Verbreitungsgebiet. Ursachen für die Gefährdung sind Lebensraumzerstörung und Bejagung.
Der Bestand ist stark rückläufig. Es wird geschätzt, dass weniger als 10.000 Individuen existieren.
Königsfasan (Syrmaticus reevesii)
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Königsfasans ist klein und erheblich fragmentiert. Waldzerstörung, Bejagung sowie das Absammeln von Eiern sind die Ursachen der Gefährdung. Früher wurden die Hähne auch wegen ihrer imposanten, langen Schwanzfedern erlegt.
In ihrem ursprüngliche Lebensraum wird der Bestand auf lediglich 3.000 bis 5.000 Individuen geschätzt. Die Tendenz ist abnehmend. Eingebürgert wurde die Art hingegen auf Hawaii sowie in verschiedenen Teilen Europas.
Weißnackenkranich (Grus vipio)
Umwandlung von Feuchtgebieten in Ackerland und Industriegebiete bedroht den Lebensraum des Weißnackenkranichs. Auf lediglich 6.500 Individuen wird ihr Bestand derzeit geschätzt. Es ist davon auszugehen, dass die Bestände weiterhin abnehmen werden.
Der Tiergarten Bernburg nimmt am EEP für den Weißnackenkranich teil.
Die nachfolgenden Tierarten befinden sich auf einer Art Vorwarnliste. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie ohne Schutzmaßnahmen dauerhaft überleben werden.
Großes Mara (Dolichotis patagonum)
Obgleich das Mara derzeit noch weit verbreitet ist, nehmen seine Bestände in letzter Zeit rasant ab. Ursachen sind neben dem Verlust von Lebensraum auch die verschärfte Konkurrenz mit eingeführten Tierformen wie Hausschaf und Europäischem Hasen.
Waldhund (Speothos venaticus)
Der Waldhund besiedelt mehrere Habitattypen in einem großen Verbreitungsgebiet, ist aber nirgendwo häufig anzutreffen. Es wird geschätzt, dass weniger als 15.000 fortpflanzungsfähige Individuen existieren.
Der Trend der Bestandsentwicklung ist unbekannt. Eine Abnahme aufgrund von Lebensraumverlust wird für die kommenden Jahre befürchtet.
Der Tiergarten Bernburg nimmt seit 2005 am EEP für den Waldhund teil.
Chilenischer Flamingo (Phoenicopterus chilensis)
Der gegenwärtige Bestand des Chilenischen Flamingos wird mit weniger als 200.000 Individuen angenommen. Noch vor einem Vierteljahrhundert ging man von mehr als dem Doppelten aus.
Absammeln von Eiern, Jagd, Störung der Kolonien und Verschlechterung der Lebensräume lassen die Bestände langsam, aber stetig schrumpfen.
Kubapfeifgans (Dendrocygna arborea)
Die Kubapfeifgans besitzt ein kleines, fragmentiertes Verbreitungsgebiet, in dem ihr Lebensraum weiter schwindet. Kuba bildet mit vermutlich über 10.000 Individuen den Verbreitungsschwerpunkt.
In den letzten Jahren scheint der Gesamtbestand wieder anzuwachsen, möglicherweise weil Abschuss und Absammeln von Eiern nachgelassen haben.
Kupferspiegelente (Anas specularis)
Es wird geschätzt, dass weniger als 10.000 Kupferspiegelenten existieren. Derzeit ist unklar, ob ihr Bestand stabil ist.
In Menschenhand wird die Kupferspiegelente selten gehalten, da sich die Tiere vor allem während Brut und Jungenaufzucht sehr aggressiv gegenüber anderem Wassergeflügel verhalten.
Weißer Ohrfasan (Crossoptilon crossoptilon)
Der Bestand des Weißen Ohrfasans wird auf 50.000 bis 10.000 Individuen geschätzt. Er besitzt ein großes Verbreitungsgebiet, innerhalb dessen aber nur wenig geeignete Habitate existieren.
Weiße Ohrfasane werden für den Nahrungserwerb erlegt. Gefahr geht auch von der Zerstörung ihres Lebensraums aus, die glücklicherweise bislang nur langsam voranschreitet. Mit zunehmendem Tourismus in den betreffenden Gebieten könnte sich die Situation für den Weißen Ohrfasan verschlechtern.
Der Tiergarten Bernburg ist Mitglied bei Sphenisco
Seit 2009 ist der Tiergarten Bernburg Mitglied bei Sphenisco - Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. mit Sitz in Landau in der Pfalz.
Sphenisco setzt sich direkt für den Schutz der Pinguine sowie die Umweltbildung in Chile und Peru ein. Außerdem schickt der Verein die Humboldt-Pinguine "Alex" und "Alexa" mit einer großen Materialien-Sammlung als Botschafter für die wild lebenden Artgenossen in Südamerika und Europa von Schulklasse zu Schulklasse. Mitglieder des Vereins veranstalten jährlich Pinguintage in verschiedenen Zoos.