Vom 11. Januar bis 18. Februar 2011 musste der Tiergarten Bernburg erneut wegen Hochwassers schließen. Für Mitarbeiter und Tiergartenbewohner wurde es eine schwere Zeit voller Ungewissheiten bei äußerst ungünstiger Witterung, die wiederum einen neuen Rekord-Wasserstand brachte.
In zwei aufeinanderfolgenden Wellen stieg das Wasser bis auf fünf Zentimeter über dem bisherigen Maximum vom Januar 2003 an. Rund 90 Prozent der Tiergartenfläche wurden dabei überflutet. In 28 Gebäude drang das Hochwasser ein. Viele Gehege, praktisch alle Wege und ein erheblicher Teil der Wirtschaftsflächen einschließlich Scheune wurden überschwemmt.
115 Tiere mussten innerhalb des Tiergartens in höher gelegene Gehege umgesetzt werden. Außerdem wurde erstmals auch in tiergärtnerische Einrichtungen der Umgebung evakuiert, 67 Individuen insgesamt. Schäden traten vor allem an Wegen, Hauswänden, Asphaltflächen und Außenzaun auf.
Ab 11. Januar 2011 wegen drohenden Hochwassers geschlossen ...
Das Tauwetter der letzten Tage bescherte auch dem Unterlauf der Saale mehr Zufluss als das Flussbett aufnehmen konnte. So stieg der Unterpegel innerhalb der vorangegangenen drei Tage rasant an. In der Folge wurde der nahe dem Tiergarten, jedoch unterhalb des Saale-Wehrs, gelegene Rosenhag bereits in der Nacht zum 10. Januar unpassierbar.
Doch auch der Oberpegel stieg seitdem stetig. Am Nachmittag hatte das Wasser der Saale Teile der Uferpromenade bereits über die gesamte Breite überschwemmt, so dass das Wasser an einigen Stellen bald am Tiergarten-Außenzaun stand.
Überflutete Uferpromenade an der Saale direkt hinter dem Tiergarten am 10. Januar 2011 gegen 14:30 Uhr.
Der Damm entlang der Wipper wurde bereits seit den Mittagsstunden des Vortags überspült. Von dort kommend, würde das Wasser den Tiergarten aller Voraussicht nach im Laufe des kommenden Tages erreichen.
1. Hochwassertag 2011
Am Dienstag, den 11. Januar bahnte sich das von der Wipper kommende Hochwasser ab 8:00 Uhr seinen Weg Richtung Tiergarten. Zuerst wurde der Parkplatz überflutet, wenig später die Hirschgehege, das Kranichgehege sowie Teile von Wisentgehege und Wirtschaftshof.
Bei Hirschen und Schweinen wurde der Stallboden mit Strohballen erhöht. Weißnackenkraniche, Bennett-Kängurus, Maras, Zackelschafe sowie ein Buntes Bentheimer Schwein wurden vorsorglich in höher gelegene Gehege evakuiert.
Überschwemmte Partie zwischen Kranich- und Trampeltiergehege.
Die Zufahrtstraße zum Tiergarten wurde über weite Strecken überflutet. Auf dem Tiergarten-Parkplatz herrschte stellenweise eine starke Strömung.
Überflutete Krumbholzallee. Der Tiergarten-Eingang war ohne Gummistiefel nicht mehr passierbar.
Situation unterhalb des Tiergarten-Parkplatzes. Hier herrschte eine starke Strömung.
Gegen Abend suchte sich das Saalewasser einen direkten Weg in Richtung Tiergarten. Damit begann die zügige, großflächige Überflutung.
2. Hochwassertag 2011
Der Tiergarten Bernburg befand sich damit im erweiterten Stromgebiet der Saale auf dem Weg von oberhalb des Wehrs nach unterhalb. Der Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterpegel war auf rund 50 Zentimeter geschrumpft, normal ist es weitaus mehr. An einigen Stellen entstand erhebliche Strömung.
Die Kleinvogelvolieren und viele Wege waren überschwemmt.
Ein großer Teil des Bestandes an kleineren Vögeln wurde vorsichtshalber im Laufe des Tages in die Zoos von Halle und Leipzig überführt. Die dortige Aufnahme war eine ganz großartige Hilfeleistung, die wir so vorher noch nie in Anspruch nehmen mussten, den Helfern aber einiges an Organisationstalent und zusätzlichem Aufwand abverlangte. Hilfsangebote weiterer Tiergärten folgten.
Normalerweise sind die Teiche erheblich kleinflächiger.
Die Lage war angespannt und näherte sich den Verhältnissen vom Januar 2003 an.
3. Hochwassertag 2011: Wasser von unten und oben
Der sonst so hohe Rand des Koiteichs war weitestgehend verschwunden.
Der Oberpegel der Saale erreichte an diesem Tag den Maximalwert des Januars 2003. Damit lag die Wasserführung nun bereits 1,40 Meter über dem üblichen Stauziel des Wehres.
Die Höhe der Überschwemmungen im Tiergarten war unterschiedlich. Auf den stärker überfluteten Besucherwegen lag sie zwischen 50 und 70 cm. Gehege standen teilweise noch höher unter Wasser.
Sofern es nicht regnete, lag über dem Tiergarten ein leichter Nebelschleier.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Tages gehörte die Erhöhung der Strohpolster bei Schweinen und Hirschen. Die Wellen- und Nymphensittiche zogen in eine temporäre Voliere im Afrikahaus um, weil ihr angestammtes Gehege nun auch im höher gelegenen Innenraum überflutet worden war.
Der Weg von der Fähre zum Rosenhag erinnerte an einen Wildwasserkanal.
Die Ausnahmesituation forderte die Mitarbeiter ungewöhnlich stark. Kaum etwas lief noch wie üblich. Wenn man beim Badebecken des Winterquartiers der Tropenenten im Amerikahaus den Stöpsel zog, dann füllte es sich, statt leer zu laufen. Körperlich anstrengend war das häufige Waten im eiskalten Wasser.
Alle Tiere befanden sich in Sicherheit. Wir hofften dringend auf Entspannung der Lage und verwünschten den aufgezogenen Regen.
4. Hochwassertag 2011: Mehr Abfluss als Zufluss
Endlich gingen die Pegel etwas zurück. Auch der Wasserstand im Tiergarten war seit der Nacht rückläufig. Gute 10 cm war das Wasser dabei gesunken.
Blick von der Meerkatzenanlage in Richtung Kolkraben.
Von der Einfassung des Koiteichs war schon wieder mehr zu sehen. Doch völlig überraschend sank gleichzeitig auch das Wasser im Teich.
Aufgeschwommener Filter des Koiteiches.
Behelfsvoliere mit Nymphen- und Wellensittichen im Afrikahaus.
Der Abfluss in Richtung Röße war jedoch so dürftig, dass der sinkende Saalepegel zu einer vorübergehenden Umkehr der Strömungsverhältnisse im Tiergarten führte. Zeitweise lief das Wasser wieder auf direktem Wege in den Oberlauf der Saale zurück.
Aber der vierte Hochwassertag brachte noch mehr unerwartete Erkenntnisse:
Schon am Morgen fiel auf, dass dem Koiteich Wasser fehlt - ein zunächst unerklärliches Ereignis inmitten von so viel Nass. Merkwürdigerweise war der Wasserstand innerhalb des Teichs nun identisch mit dem außerhalb.
Ein Blick in die Filterhütte brachte die Erklärung. Der Filter des Koiteichs, ein Nexus von Evolution Aqua besitzt ein Gehäuse aus offenbar recht leichtem Kunststoff. Über Nacht musste sich aufgrund einer Verstopfung auch im Filter mehr Abfluss als Zufluss eingestellt haben, so dass das ganze Gerät zu schwimmen begann und die Rohrverbindungen zum Teich hin beschädigte. Damit stellte sich zwischen Teichwasser und Umgebung ein Ausgleich ein.
Fische waren durch den Vorfall nicht in Gefahr, aber der mögliche Schaden am Filter war kaum zu beurteilen.
Die Weißnackenkraniche fühlten sich in dem teilüberfluteten Kattagehege sehr wohl und demonstrierten dies immer wieder mit Imponiergehabe.
Zu Stubenvögeln waren im warmen Afrikahaus hingegen die Wellensittiche geworden. Sie erfüllten die Räume mit freundlichem Gezwitscher und bestärkten uns in unserer Überlegung, hier später einmal afrikanische Vögel heimisch werden zu lassen.
Derweil stand zu befürchten, dass in Kürze eine zweite Hochwasserwelle den Tiergarten erreichen würde. Das Bangen fand kein Ende.
5. Hochwassertag 2011: Anstieg oder Entspannung?
Über Nacht sank das Wasser noch einmal um etwa 5 Zentimeter. Am Tag hingegen gab es kaum Veränderungen, was in Anbetracht des angekündigten zusätzlichen Schmelz- und Regenwassers eine gute Entwicklung war.
Immer mehr Wegabschnitte tauchten aus dem Wasser auf.
In der Emu-Unterkunft wurde die durchgeweichte Stroheinstreu entfernt. Jetzt sollte es trocknen.
Auf den Wegen waren weitere Abschnitte trocken gefallen. Acht Tierunterkünfte waren nicht mehr überschwemmt.
Um den Trocknungsprozess zu beschleunigen, wurde jeweils die Einstreu entfernt und verbliebenes Restwasser herausgekehrt.
Die Havarie am Koiteich ließ sich einfacher als vermutet beheben. (Wer seine Anlage eigenhändig installiert hat, ist bei Unterwasser-Reparaturen im Vorteil.) So konnte der Teich wieder aufgefüllt werden. Folgeschäden blieben aus.
Bis hierhin bedeutete das Hochwasser für die tierischen Tiergartenbewohner vor allem Abwechslung und viele neue Eindrücke.
Die Ungarischen Steppenrinder beäugten den Wassergraben, der seit kurzem ihr Gehege säumte, äußerst vorsichtig und mißtrauisch.
6. Hochwassertag 2011, die große Welle lag noch vor uns
Schon in den frühen Morgenstunden war das Wasser wieder angestiegen. Und es stieg auch den gesamten Tag über weiter. Die Höchstmarke vom 13. Januar war bereits so gut wie eingeholt.
Eine Eiche und eine Esche wurden am östlichen Außenzaun des Tiergartens vorsorglich gefällt.
Hinter dieser Tür befand sich die Elektro-Hauptverteilung des Tiergartens. Die Stromversorgung zu sichern, war eine der wichtigsten Aufgaben der künftigen Tage.
Am Nachmittag wurden dann Teile unseres östlichen Außenzauns demontiert, weil zwei vom benachbarten Wald überhängende Baume zur Gefahrenabwehr gefällt wurden. Es bestanden Befürchtungen, dass die Bäume aufgrund des aufgeweichten Bodens umstürzen könnten.
Die Aktion war noch nicht beendet, als schon die Warnung kam, dass die im Anzug befindliche zweite Hochwasserwelle die Pegel in ungeahnte Höhen treiben würde. Das Ausmaß der Überschwemmungen, die daraus resultieren würden, hatte keiner unserer Mitarbeiter bisher erlebt.
Umgehend wurden weitere Tiere evakuiert, diesmal nach Aschersleben, Halle und Leipzig. Lisztäffchen, Waldhunde, Acouchis, Maras sowie Kängurus hatten den Tiergarten dabei noch in den Abendstunden verlassen.
Besonders beschäftigte uns die Absicherung der Stromversorgung bei neuen Rekord-Höchstständen. Wir konnten nur hoffen, dass unsere Vorkehrungen ausreichend sein würden.
7. Hochwassertag 2011: Land unter!
Frühmorgens im Schein der Taschenlampe war bereits klar, dass die Geschichte unseres Tiergartens einmal mehr um ein Rekord-Hochwasser reicher war.
Wo sonst die Trampeltiere leben, war auf einmal eine Seenplatte.
Am Abend stand das Wasser bereits an der Stalltür der Lamas.
Das gesamte Außengehege der Trampeltiere stand unter Wasser. Bei Pfauen, Uhus, Schnee-Eulen und Luchsen waren die Anlagen inzwischen teilweise überflutet. An den Gehegeflächen der Steppenrinder und Wisente nagte das Wasser immer stärker. Beim Amerikahaus verlief die Uferlinie direkt vor der Eingangstür.
Die Flamingos wurden in ihr höher gelegenes Haus eingesperrt. Bei Schweinen, Hirschen und Bären wurden die Strohpolster nochmals erhöht.
Zusätzlich wurden weitere Tiere nach außerhalb evakuiert. Zackelschafe und Venezuela-Amazonen wurden im Tiergarten Delitzsch aufgenommen. Die Grünen Meerkatzen gingen vorübergehend in den Tiergarten Staßfurt und in den Zoo Magdeburg.
Deutlich zeigte sich der Anstieg der letzten Stunden am Koiteich. Der Rand musste mit Kisten erhöht werden, um die Fische am Davonschwimmen zu hindern.
Damit die Fische nicht heraus schwimmen, wurde der Rand des Koiteichs mit Kisten erhöht.
Luftbilder vom Hochwasser-Höchststand 2011
Nachfolgende vom Flugzeug aus aufgenommene Fotos vom Tiergarten Bernburg zum Zeitpunkt der maximalen Überflutung verdanken wir Fotograf Engelbert Pülicher.
Fotos: Engelbert Pülicher, Bernburg
8. Hochwassertag 2011: Leichter Rückgang lässt wieder hoffen
Wenige Zentimeter war der Wasserstand im Verlauf des Tages gefallen. Noch immer stand deutlich mehr Wasser im Tiergarten als am Scheitelpunkt der ersten Welle.
Das Amerikahaus entging der Flutung um Haaresbreite.
Nur weil der Gehegeboden im Hintergrund einen Hügel bildet, ist die Voliere der Pfauen nicht vollständig im Wasser versunken.
Am Amerikahaus fehlte nicht viel, und es wäre zur Flutung gekommen. Die Gehege von Pfauen, Uhus, Schnee-Eulen, Luchsen und Reh wurden größtenteils oder gar vollständig überschwemmt. In den (evakuierten) Vogelhäusern wurden Steckdosen und Elektro-Heizkörper überspült.
Neben der Versorgung der Tiere waren die gewissenhafte Dokumentation der überfluteten Flächen, der Wasserstände und Strömungsverhältnisse Hauptaufgaben des Tages.
Wo das Gelände hoch genug lag, um das Wasser zu stauen, bildeten sich kleine Stromschnellen. Ausspülungen auf den Wegen waren die Folge.
9. Hochwassertag 2011: An Aufräumen war noch nicht zu denken
Glücklicherweise war der Wasserstand weiter gesunken. Und zwar um wenigstens zehn Zentimeter. Dadurch fielen die Räumlichkeiten der Kasse und kleinere Wegabschnitte bereits wieder trocken.
Ohne zuverlässigen Traktor wäre der Betrieb während des Hochwassers nicht aufrecht zu erhalten gewesen.
Am Koiteich war wieder etwas von der Porphyr-Umrandung zu erkennen.
Besonders deutlich wurde der Rückgang am Koiteich, wo die Porphyr-Einfassung bereits wieder sichtbar geworden war.
Wie an jedem Tag seit Beginn des Hochwassers lief die gesamte Versorgung des Tiergartens über unseren Traktor. Er war die wichtigste Verbindung mit der Außenwelt und transportierte Mitarbeiter, Tierfutter und Einstreu in den tiefer unter Wasser stehenden Bereichen auch innerhalb des Tiergarten-Geländes.
Wohin man auch schaute, überall war Wasser. Dazu auch wieder Regen.
Die Saale-Talsperren waren weitgehend ausgelastet. Und auch aus den Nebenflüssen war immer noch sehr viel Wasser zu uns unterwegs. Sich vor weiteren, bösen Überraschungen bereits sicher zu fühlen, wäre deutlich verfrüht gewesen.
10. Hochwassertag 2011: Zaghafter Fortschritt
Noch immer waren große Flächen des Bernburger Tiergartens überflutet.
Am Koiteich waren inzwischen wieder anderthalb Lagen Steine zu erkennen.
Die Besuchertoilette war noch immer überschwemmt.
Im Tiergarten gab es hohen Besuch. Henry Schütze, Oberbürgermeister der Stadt Bernburg (Saale) und Aufsichtsratsvorsitzender der Bernburger Freizeit GmbH, verschaffte sich in Begleitung von BFG-Geschäftsführer Roland Reichelt vor Ort einen Eindruck vom Ausmaß der Überschwemmung sowie den damit verbundenen Schäden. Es war ein Rundgang in Wathosen, denn mit Gummistiefeln kam man noch nicht weit.
Im Laufe des Tages sank der Wasserstand weiterhin erfreulich. Meerkatzenhaus und Scheune fielen trocken.
Nachdem der größte Teil des durchnässten Strohs und Heus zum Mist umgelagert worden war, sah es in der Scheune recht übersichtlich aus. Der hohe Verbrauch der letzten Tage machte sich nun bemerkbar.
Während der Überschwemmung lief es sich unter dem Scheunen-Dach wie auf einem Moor. Überall gab die schwimmende Bodenschicht nach.
Besuchertoilette, Büros, Aufenthalts- und Umkleideräume des Personals sowie zahlreiche Tierunterkünfte standen immer noch unter Wasser.
Die Vorräte an Heu und Stroh hatten hochwasserbedingt enorm abgenommen. Und von den noch vorhandenen Resten war ein Teil unbrauchbar geworden.
11. Hochwassertag 2011: Gummistiefel statt Wathosen
In den meisten Teilen des Tiergartengeländes war das Wasser nun so weit gesunken, dass Gummistiefel ausreichten, um keine nassen Füße zu bekommen. Auch aus vielen Gebäuden war das Wasser bereits zurück gewichen. Das große Aufräumen hatte damit begonnen.
Das Gehege der Bären und Wölfe tauchte langsam wieder aus dem Wasser auf.
Am Koiteich zeigten sich nun wieder zwei Reihen Porphyr-Steine.
Der größte Brocken bestand im Entfernen der hohen Strohschüttungen bei Bären, Schweinen und Hirschen. Auch die Zäune und Volierengitter wurden nach und nach von hängen gebliebenem Laub, Stroh und sonstigem Unrat befreit.
Die Nässe war an vielen Stellen tief ins Mauerwerk gezogen. Bevor ans Renovieren und Zurücksetzen der Tiere gedacht werden konnte, musste erst einmal gründlich getrocknet werden. Aufgrund der ungünstigen Jahreszeit war hierbei kein schneller Fortschritt zu erwarten.
12. Hochwassertag 2011: Von einem Extrem ins andere
Die Wasseroberfläche fror zu Eis. In den Zäunen wuchsen bizarre Kristalle.
Auch im Kängurugehege war das Wasser überfroren.
Der Winter hatte sich zurück gemeldet und das stehende Wasser mit einer Eisschicht überzogen. Auch im Flamingoteich hatte sich über Nacht Eis gebildet, so dass die Wasserzirkulation wieder in Betrieb genommen werden musste. Auf den Ententeichen verhinderte die Belüftung das vollständige Zufrieren. Nur die Umwälzung im Koiteich konnte noch nicht in Gang gebracht werden, weil das in den Boden eingelassene Filterhäuschen noch voll Wasser stand.
Obwohl der Saale-Oberpegel gegenüber dem Maximum bereits um 35 Zentimeter gesunken war, bestand immer noch schwacher Zufluss aus dieser Richtung.
13. Hochwassertag 2011: Keine Insel mehr
Im Damhirschgehege war noch kein trockenes Fleckchen in Sicht.
Die Rothirsche waren von ihrem trockenen Stall mehrmals täglich ins Hochwasser gewechselt.
Für den Durchgangsverkehr war die Krumbholzallee zwar noch gesperrt. Doch an vielen Stellen lag der Fußweg bereits trocken, und auch die Überflutungen der Fahrbahn waren stark zurück gegangen. Trotzdem blieb der Tiergarten weiterhin geschlossen, denn noch immer waren mehrere Bereiche überflutet, und der größte Teil der Aufräumarbeit lag noch vor uns.
Der Wasserzufluss von der Saale kam zum Stillstand, nicht jedoch der von der Wipper. Weiterhin großflächig überflutet waren die Gehege der Hirsche und Kraniche nebst zugehöriger Besucher- und Wirtschaftswege sowie der Tiergarten-Parkplatz. Auch in der Senke zwischen Flamingos und Pinguinen hielt sich noch eine größere Wasserfläche.
Wo das Wasser zurück wich, kamen Ausspülungen, Anschwemmungen, Schlamm sowie Ansammlungen von Laub, Stroh und Zweigen zum Vorschein. Noch gar nicht voll zu überblicken, war der Instandsetzungsbedarf bei den zahlreichen betroffenen Gebäuden.
An vielen Stellen existierten Ausspülungen wie hier beim Wisentgehege.
14. Hochwassertag 2011: Hochwasser auf dem Rückzug
Hier gab es keinen Abfluss mehr. Das Wasser musste versickern oder verdunsten.
Von der Koiteich-Einfassung waren bereits dreieinhalb Steinreihen zu sehen.
Groß waren die täglichen Wasserstands-Veränderungen nun nicht mehr, nachdem auch von der Wipper kein Hochwasser mehr zulief. Bis das in den Senken verbliebene Wasser verschwunden war, sollte es noch eine ganze Weile dauern.
Schwerpunkte bildeten weiterhin die Wiederherstellung der betroffenen Gehege, Wege und des normalen Arbeitsablaufes. Mit der Rückführung der evakuierten Tiere konnte noch nicht begonnen werden.
15. & 16. Hochwassertag 2011: Regen, Schlamm & Schnee
Trotz unvorteilhaften Wetters war das Hochwasser im Tiergarten weiter zurück gegangen. Die Strohaufschüttungen waren inzwischen alle aus den Ställen entfernt. Meerkatzenhaus und Fasanerie würden bald wieder die ersten Rückkehrer aufnehmen können. An den Wegen jedoch ließ sich witterungsbedingt noch nicht viel reparieren.
Oberpegel (orange) und Unterpegel (blau) der Saale im Zeitraum 7. bis 25. Januar 2011. Erste und zweite Flutwelle sind deutlich zu erkennen. Während der gelb unterlegten Phase floss Wasser in Richtung Tiergarten.
17. Hochwassertag 2011: Noch war nicht alles hochwasserfrei
Entlang der Hirschgehege bis zu den Kranichen hielt sich das Hochwasser am längsten.
Der Koiteich stand bereits wieder im Trockenen.
Im vorderen Teil des Tiergartens war beinahe alles wieder trocken. Fast hätte man vergessen können, dass der Bereich von den Hirschgehegen bis zu den Kranichen noch unter Wasser stand. Auch auf dem Parkplatz und in der Hofeinfahrt hielt sich das Wasser noch.
Stück für Stück wurden die Gehege wieder in Ordnung gebracht.
18. Hochwassertag 2011: Die Meerkatzen könnten zurückkehren
Die Innenräume des Meerkatzenhauses sind mit neuen Klettergelegenheiten ausgestattet worden.
Im Meerkatzenhaus war inzwischen alles für die Rückkehr der Bewohner vorbereitet. Die Rückholung der fünf Grünen Meerkatzen aus Staßfurt und Magdeburg wurde vereinbart.
Auch in der Fasanerie war fast alles schon wieder hergerichtet. Die Häuser für die wärmebedürftigen Vögel brauchten jedoch länger zum Trocknen. Da das Wasser rings um das Hirschhaus überfroren war, verbrachten die Rot- und Damhirsche weiterhin die meiste Zeit in ihren Ställen.
19. bis 21. Hochwassertag 2011: Still und starr ruht der See
Der Parkplatz war völlig vereist.
Meerkatze "Mascha" kehrte nach 14 Tagen Urlaub im Tiergarten Staßfurt nach Bernburg zurück.
Endlich konnten die ersten wegen Hochwassers evakuierten Tiere in den Bernburger Tiergarten zurückgeführt werden. Die fünf Grünen Meerkatzen "Mutsch", "Mascha", "Miró", "Nona" und "Flo" bezogen ihre angestammten Gehege als Erste Rückkehrer. Am Tage darauf sollten Kittas, Häherlinge, Elstern und Fasanen folgen.
Am Nachmittag wurde auch der Verkehr auf der Krumbholzallee wieder freigegeben. Doch der Tiergarten-Parkplatz stand weiterhin unter Wasser, überzogen von einer Eisschicht.
22. bis 23. Hochwassertag 2011: Immer mehr Tiere kehrten zurück
Unter dem Eis hatte sich das Hochwasser bis auf Reste zurückgezogen.
Unter dem Eis versickerte das Hochwassers bis auf geringe Reste. Auch leichter Schneefall in der Nacht zum Mittwoch hatte daran nichts geändert. Der Pegel der Saale fiel inzwischen schneller. Der Rosenhag war wieder trockenen Fußes passierbar.
Am Dienstag konnte die Fasanerie wieder besetzt werden. Kängurus und Lisztäffchen folgten am Mittwoch. Bei letzteren hatte sich in Aschersleben sogar Nachwuchs eingestellt, so dass nun ein Tier mehr zurück kam. Zackelschafe und Venezuela-Amazonen sollten aus dem Tiergarten Delitzsch als nächste heimgeholt werden.
Aufgrund noch bestehender Hochwasserschäden musste der Tiergarten jedoch weiterhin geschlossen bleiben.
24. bis 27. Hochwassertag 2011: Nur noch wenig Wasser
Der Tiergarten-Parkplatz stand am Sonntag nur noch teilweise unter Wasser. Trotz milden Wetters war eine hauchdünne Eisschicht geblieben.
Die ins Amerikahaus zurückgekehrten Venezuela-Amazonen waren noch ungewöhnlich zurückhaltend.
Noch konnte man den Tiergarten, wie hier auf dem Bierweg hinter den Wisenten, nicht trockenen Fußes umwandern.
Am Freitag konnten fünf Zackelschafe und vier Venezuela-Amazonen aus dem Tiergarten Delitzsch zurück geholt werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in Halle, Leipzig und Aschersleben noch Maras, Acouchis und Waldhunde sowie ein großer Teil der wärmebedürftigen Kleinvögel. Innerhalb des Tiergartens wurden Weißnackenkraniche und Tauben in ihre angestammten Gehege umgesetzt.
Im und um den Tiergarten war das Wasser weiterhin kontinuierlich zurück gegangen. Alle wichtigen Besucherwege waren inzwischen wieder frei von Wasser. Nur in den Hirschgehegen hielten sich die Überreste des Hochwassers hartnäckig. Auch der Parkplatz war noch nicht vollständig frei.
Wege und Einfassungen mussten noch instand gesetzt werden, bevor auch eine Rückkehr der Besucher gedacht werden konnte. Und die im Afrikahaus gestrandeten Wellensittiche konnten auch nicht dauerhaft in ihrem Provisorium bleiben.
Die Hirschgehege waren ein großer Sumpf.
28. bis 37. Hochwassertag 2011: Bald wieder für Besucher geöffnet?
Die Wege im Tiergarten wurden von zurück gebliebenem Schlamm und Laub befreit. Ausgespülte Stellen wurden mit Splitt ausgebessert.
In den Hirschgehegen würde das Wasser wohl noch länger stehen.
Der Asphalt des Parkplatzes hatte erheblich gelitten.
Bis auf 22 exotische Kleinvögel, die der Zoo Halle dankenswerter Weise weiterhin für uns beherbergte, hatten mittlerweile wieder alle wegen Hochwassers evakuierten Tiere in den Tiergarten Bernburg zurückkehren können.
Wasser stand inzwischen nur noch in den Hirschgehegen und einigen Gräben. Aufgrund des außerordentlich hohen Grundwasserspiegels würde es sich dort vermutlich auch noch längere Zeit halten.
Viel Feuchtigkeit steckte außerdem noch im Mauerwerk zahlreicher Häuser, einhergehend mit Schäden an Putz und Anstrichen. Empfindlich gelitten hatten auch die Asphaltflächen von Parkplatz und Wirtschaftshof sowie ein Teil des Außenzauns.
Auch wenn noch längst nicht alle Schäden hatten beseitigt werden können, so waren wir doch einigermaßen optimistisch, den Tiergarten in Kürze wieder für Besucher öffnen zu können.
Weitere zwei Tage später öffnete der Tiergarten wieder. Die Rückholung der letzten Tiere konnte jedoch erst am 1. März 2011 abgeschlossen werden. Die Schäden waren damit aber noch längst nicht überall beseitigt ...